Deutsche Demokratische Republik: Massenflucht über Ungarn

Deutsche Demokratische Republik: Massenflucht über Ungarn
Deutsche Demokratische Republik: Massenflucht über Ungarn
 
In Ungarn war der Demokratisierungsprozess nächst Polen am weitesten vorangeschritten. Im Januar 1989 hatte das ungarische Parlament der Bildung neuer politischer Parteien zugestimmt. Das Zentralkomitee der kommunistischen Partei billigte im Februar 1989 den Entwurf einer neuen Verfassung, in der die führende Rolle der bisherigen Staatspartei nicht mehr festgeschrieben war. Am 25. April begannen erste sowjetische Truppen Ungarn zu verlassen. Im Mai 1989 wurde im Beisein des österreichischen und des ungarischen Außenministers an der österreichisch-ungarischen Grenze mit dem Abbau der Grenzbefestigungen begonnen. Während in den Sommermonaten Hunderte von DDR-Bürgern in die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Budapest, Prag und Warschau drängten (siehe auch Deutsche Demokratische Republik: Botschaftsbesetzungen und Ausreise von DDR-Bürgern), um ihre Ausreise zu erzwingen, nutzten am 19. August etwa 700 DDR-Urlauber in Ungarn eine Veranstaltung an der österreichisch-ungarischen Grenze bei Sopron zur Flucht in die Freiheit. Fünf Tage später erhielten auch die sich in der Budapester Botschaft aufhaltenden DDR-Flüchtlinge die Erlaubnis zur Ausreise. Ungarn wies darauf hin, dass die durch die Aus- und Übersiedler geschaffene Situation von den beiden deutschen Staaten gelöst werden müsse, und setzte am 11. September ein vor Jahren mit der DDR getroffenes Abkommen über den Reiseverkehr unter Berufung auf das KSZE-Abkommen (siehe auch KSZE) außer Kraft. Damit gab die ungarische Regierung den Weg frei für alle ausreisewilligen DDRBürger. Bis zum 1. Oktober verließen 24 500 Menschen über Ungarn die DDR. Die DDR-Regierung, die die 40-Jahr-Feier zur Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 vorbereitete, nahm zur Massenflucht ihrer Bürger nicht Stellung. Ihre Nachrichtenagentur ADN kommentierte sie lediglich mit dem wohl von Honecker stammenden Satz: »Man sollte ihnen keine Träne nachweinen«.

Universal-Lexikon. 2012.

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